Navigation und Service

Springe direkt zu:

Wolf-Henning Petershagen: Von der Kurtzweyl zum Spaßverbot.

Zur Geschichte der Ulmer Fastnacht bis zum Dreißigjährigen Krieg. Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm, Reihe Dokumentation, Band 19

Titelseite der Veröffentlichung von Herrn Wolf-Henning Petershagen: Von der Kurtzweyl zum Spaßverbot

Die Ulmer gelten als Fastnachtsmuffel. Aber das war nicht immer so. Noch in der frühen Neuzeit tobten die Narren durch die Stadt. Petershagen bezieht sich auf zwei Fastnachts-Beschreibungen von Johannes Böhm (1520) und Sebastian Franck (1534). Jeder Mensch setze sich gefallsüchtig in Szene, aber maskiert, aus Angst, sich zu blamieren. Männer und Frauen vertauschten die Rollen, andere verkleideten sich in böse Geister. Offenbar rannten die Menschen auch nackt umher, wie beim alten römischen Fest des Pans. Auch schlugen in Ulm die Närrischen auf Passanten mit Säcken ein, die mit Asche gefüllt waren. Und noch am Aschermittwoch spannten junge Bursche die jungen Mädchen in einen Pflug, den sie in den Fluss zogen. Franck wiederum wollte zudem Fastnachter beobachtet haben, „die zum Teil auf allen Vieren kriechen oder auf einem Kissen menschlichen Kot vor sich her tragen“.

Doch dann verödete die Ulmer Fastnacht. Wie kam es dazu? Die Reformation also als einschneidende Spaßbremse? Nein, legt Petershagen in seinem Buch dann ausführlich und grundlegend dar. Das lässt sich anhand von rund 400 Ulmer Rats-Entscheiden sowie drei Dutzend Verordnungen zum Thema Fastnacht nachweisen, die dieser Band dokumentiert. Die Fastnacht fiel den klassischen Katastrophen zum Opfer: Seuchen, Klimakrise, Krieg. Man fürchtete den Zorn Gottes und wollte diesen besänftigten durch totalen Spaßverzicht.

Zum Autor:

Wolf-Henning Petershagen, Jahrgang 1949, ist Historiker, promovierter Kulturwissenschaftler und Journalist. Und mit vielen Veröffentlichungen über die Ulmer Geschichte als Lokalhistoriker eine Instanz. Sein neues Buch über die Ulmer Fastnacht bis zum Dreißigjährigen Krieg ist als Band 19 der Reihe „Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm, Reihe Dokumentation“ erschienen, herausgegeben vom Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm. Die Veröffentlichung umfasst 240 Seiten. Erhältlich im Buchhandel und im Stadtarchiv für 25 EUR.