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Ausstellung "Demokratie in Ulm: 75 Jahre Ulmer Gemeinderat 1946"

OB Pfizer am Schwörmontag 1949

© Stadtarchiv Ulm

Theodor Pfizer belebte den traditionellen Schwörmontag in einem demokratischen Sinne neu. Am 8.8.1949 veranstaltete er den ersten offiziellen Schwörmontag, seit 1954 vom Balkon des wiedererrichteten Schwörhauses, bis 1802 Ort des alljährlichen Schwörakts. Die Bürgerschaft hatte ihn schon im Jahr zuvor inoffiziell gefeiert.

2021 stand Ulm ganz im Zeichen der Demokratie: Zum 75. Jahrestag der ersten Gemeinderatswahl nach Krieg und Zerstörung beging die Stadt Ulm dieses Jubiläum mit einem Themenjahr unter dem Titel "Zuhören. Mitreden. Gestalten. 75 Jahre Demokratie in Ulm". Zahlreiche städtische und nicht-städtische Akteure brachten sich darin mit unterschiedlichen Aktionen, Programmpunkten und Bildungsangeboten ein.

Am 26. Mai 1946 fanden in Ulm, das zu den größeren Städten in der amerikanischen Zone gehörte, die ersten freien Gemeinderatswahlen nach Nationalsozialismus und Krieg statt, und am 6. Juli 1946 wurden die feierliche Einsetzung und die Konstituierung des neugewählten Ulmer Gemeinderates vollzogen.13 Jahre zuvor war die kommunale Selbstverwaltung durch die nationalsozialistischen Machthaber unmittelbar nach deren Machtübernahme vernichtet worden, wobei der Gemeinderat der Weimarer Republik von der NSDAP zur Selbstauflösung genötigt wurde. Das nationalsozialistische "Führerprinzip" ersetzte freie Wahlen und repräsentative Demokratie. Die Abschaffung der Demokratie endete auch in Ulm in Krieg und Zerstörung.

13 Jahre später wollten die Ulmerinnen und Ulmer den Neuanfang. Die überwältigende Mehrheit von ihnen gab bei der ersten Gemeinderatswahl ihre Stimme ab. Die damalige Wahlbeteiligung von 74,8 Prozent wurde bis zum heutigen Tag nicht wieder erreicht. Dies darf bei allem Vorbehalt als ein beeindruckendes Zeugnis der Zustimmung der Ulmer Bevölkerung zum neuen politischen System gewertet werden. Deutschland gilt heute als eine der stabilsten Demokratien Europas. Von 1946 zu den 1968ern bis hin ins wiedervereinigten Deutschland begann ein Wandlungsprozess, den der Heidelberg Geschichtsprofessor Edgar Wolfrum als "Geglückte Demokratie" bezeichnete. Hier spielte die kommunale Selbstverwaltung als "Schule der Demokratie" eine maßgebliche Rolle.

Das Themenjahr nahm den Anlass auf, sich im Erreichten zu vergewissern, und gleichzeitig der Herausforderungen für die Demokratie gewahr zu werden. Die Ausstellungen, Vorträge, Kulturprojekte, Aktionstage sowie Bildungsangebote luden über das ganze Jahr verteilt zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema (Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen) ein. Nicht zuletzt wollte das Jubiläum die Ulmer Stadtgesellschaft aktivieren, im demokratischen Selbstverständnis zuzuhören, mitzureden und mitzugestalten.

Das Haus der Stadtgeschichte - Stadtarchiv Ulm beteiligte sich mit einer Ausstellung, die die Zerschlagung der kommunalen Demokratie durch die Nationalsozialisten, Krieg und Zerstörung, Befreiung, Nachkriegsnot, die ersten Oberbürgermeister, demokratische Öffentlichkeit, Wahlen und Parteien, Frauen in der Stadtpolitik und neue Formen gelebter Demokratie thematisierte und die schwierigen demokratischen Anfänge in Ulm lebendig werden ließ. Die Ausstellung war vom 6. Juli bis 15. September 2021 im Schwörhaus zu sehen und wird weiterhin auch online (unten stehende Links zu den einzelnen Themenbereichen) präsentiert.