Neue Formen gelebter Demokratie
Unter dem Motto "nicht verwalten, sondern gestalten" sollte das Miteinander von Bürgerschaft, Stadtspitze und Verwaltung gestärkt werden. In den Stadtteilen wurden Bürgerversammlungen veranstaltet. Einzigartig in Deutschland waren die von Pfizer initiierten jährlichen Bürgerinnenversammlungen, in denen die Ulmerinnen ihre Anliegen vortrugen. Regelmäßige OB-Sprechstunden, der Neujahrsempfang im Rathaus und die Jungbürgerfeiern sollten helfen, Schranken abzubauen.
Die besondere Aufmerksamkeit galt der jungen Generation. Ab Juli 1945 durften sich Jugendliche unter kirchlicher oder karitativer Aufsicht treffen. Ab Herbst 1945 wurden die ersten Jugendgruppen zugelassen, so die konfessionellen Jugendverbände, die Gewerkschafts- und Sportjugend und die Naturfreunde. Im Stadtjugendausschuss (später: Stadtjugendring) wurden die Gruppen zusammengefasst.
1947 wurden erstmals Vertrauensschüler und Elternbeiräte gewählt. Die ersten Schülerräte nahmen 1951 ihre Arbeit auf. Die ersten Schülerzeitungen entstanden, ein Arbeitsausschuss der Ulmer Schüler sowie ein Politischer Arbeitskreis Oberschulen folgten. Das gewachsene demokratische Bewusstsein zeigte sich 1953 beim Streik der Kepler-Oberschüler, dem ersten im späteren Baden-Württemberg.