Ulmer/Neu-Ulmer Arbeitskreis 27. Januar
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

© unbekannt
Das Sammellager Stuttgart-Killesberg Ende November 1941 bei der ersten Deportation württembergischer Juden nach Riga
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. 1996 erklärte der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar zum bundesweiten Gedenktag. An diesem Tag soll „der Opfer des NS-Rassenwahns und Völkermords und der Millionen Menschen gedacht werden, die durch das nationalsozialistische Regime entrechtet, verfolgt, gequält oder ermordet wurden. Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.“
Der Ulmer / Neu-Ulmer Arbeitskreis 27. Januar konzipiert jedes Jahr eine Veranstaltung, die eine bestimmte Opfergruppe in den Fokus nimmt oder einen Teilaspekt der NS-Verbrechen näher betrachtet.
Aristides de Sousa Mendes war im Juni 1940 portugiesischer Generalkonsul in Bordeaux. Damals trafen über eine Millionen Menschen, darunter viele Jüdinnen und Juden, auf der Flucht aus zahlreichen Ländern Europas in der Stadt ein. Sie hofften, über Portugal fliehen zu können, nachdem die deutsche Wehrmacht Belgien, die Niederlande und Nordfrankreich besetzt hatte. Die Flüchtenden benötigten dazu Visa, doch hatte der portugiesische Diktator António de Oliviera Salazar bereits im November 1939 seinen Diplomaten untersagt, diese auszustellen. Sousa Mendes geriet in ein Dilemma: Der gläubige Katholik musste zwischen seinen Grundwerten und dem Befehl Salazars entscheiden. Nach dreitägigem Gewissenskampf entschied er sich, seinem Gewissen zu folgen. Zwischen dem 17. und 23. Juni 1940 stellte er unzählige Visa aus und rettete damit tausende Leben.
Veranstaltungen zum 27. Januar 2023 in Ulm und Neu-Ulm (1,46 MB, pdf)
Candelabro - Eine Video-Skulptur zum Wirken Aristides de Sousa Mendes (2,71 MB, pdf)
© Sibylle Tiedemann
Das nationalsozialistische Ideal der Schaffung einer leistungseffektiven "Volksgemeinschaft", die in absehbarer Zeit dazu bereit sein sollte, unter Anwendung militärischer Gewalt "Lebensraum im Osten" zu erobern, führte zu drastischen Konsequenzen für die weniger leistungsfähigen und hilfsbedürftigen Bevölkerungsteile. Sozial Schwächere gerieten damit in die unbarmherzige Mechanik einer sozialdarwinistischen, machtpolitischen Interessen dienenden "Herrenvolks"-Ideologie.
Nach einer Begrüßung durch Herrn Oberbürgermeister Gunter Czisch führt der Historiker Oliver Gaida (HU Berlin) unter Berücksichtigung der lokalen Situation in die Geschichte der NS-Verfolgung dieser Bevölkerungsgruppe ein. Anschließend werden der Referent, Bürgermeisterin Iris Mann (Kultur, Bildung und Soziales) und die Leiterin des DRK-Obdachlosenheims in Ulm, Karin Ambacher, über die heutige Situation und über mögliche Wege aus sozialer Ausgrenzung diskutieren. Die Podiumsdiskussion wird von der Sozialpädagogin Petra Bergmann moderiert.
Livestream auf dem Youtube-Kanal des Dokumentationszentrums Oberer Kuhberg https://www.youtube.com/watch?v=rE8co64ujWY
Die jährliche Gedenkfeier wird vom Ulmer / Neu-Ulmer Arbeitskreis 27. Januar veranstaltet. Die Mitglieder des Arbeitskreises sind:
- Deutsch-Israelische Gesellschaft, Ulm / Neu-Ulm
- Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm (DZOK)
- Evangelische Gesamtkirchengemeinde Ulm
- Förderverein Neue Synagoge e.V.
- Katholische Gesamtkirchengemeinde Ulm
- Stadt Neu-Ulm / Abteilung Kultur-Schule-Sport
- Stadt Neu-Ulm / Stadtarchiv
- Stadt Ulm / Haus der Stadtgeschichte - Stadtarchiv
- Stadt Ulm / Öffentlichkeitsarbeit und Repräsentation
- Stadt Ulm / Stadthaus
- Ulmer Volkshochschule
- Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - BdA Ulm