Protestantische Glaubensflüchtlinge aus den habsburgischen Erblanden
Frühe österreichische Glaubensflüchtlinge um 1600
Die Anzahl der in der Stadt aufgenommen Glaubensflüchtlinge war in diesen Jahren um 1600 überschaubar. Insgesamt waren es 14 Personen, die der oben genannte Registerband für die Zeit von 1599 bis 1604 unter den „Exulanten“ verzeichnet. Auch in den folgenden Jahrzehnten bis 1630 kam es zu keinem größeren Andrang von österreichischen Glaubensflüchtlingen in der Stadt, die zunehmend zum Zielort für protestantische Glaubensflüchtlinge auch aus anderen Regionen wurde. Die Gründe liegen auf der Hand: Ulm war eine führende evangelische Reichsstadt, hatte ein mächtiges Territorium und war zudem noch verkehrstechnisch gut erreichbar.
Als 1628 / 29 protestantische Adelige ihre österreichische Heimat verlassen mussten, entschieden sich einige Familien für Ulm. So konnte sich in Ulm – wie Werner Wilhelm Schnabel (Österreichische Exulanten in oberdeutschen Reichsstädten) schreibt – „ in den frühen dreißiger Jahren [des 17. Jahrhunderts] eine Exulantengemeinde kleineren Ausmaßes etablieren, die in aller Regel adliger Abstammung war“. Von Dauer war diese „Gemeinde“ allerdings nicht. 1631 und in den folgenden Jahren zogen einzelne Familien von Ulm nach Nürnberg oder Straßburg, andere kamen dagegen wieder hinzu. Für eine endgültige Niederlassung in der Stadt entschieden sich letztlich nur wenige. 1643 – so Schnabel - “waren unter den 193 Beisitzern, die die Stadt [...] beherbergte, nur sechs österreichische Familien von Adel und ein emigrantischer Arzt.“
Einen großen Zuzug von bäuerlichen Emigranten erlebte dann nach dem Dreißigjährigen das Ulmer Territorium mit der Ansiedlung von protestantischen Glaubensflüchtlingen in der Herrschaft Wain (siehe: 1.2 Exulanten in der Herrschaft Wain).
Dr. Gebhard Weig (Stadtarchiv Ulm, i.R.)