Schulgebäude
Vorbemerkung

© Stadtarchiv Ulm
Einweihung der Handelsschule (Friedrich-List-Schule) auf dem Kornhausplatz, 9. Mai 1953
Die folgende Darstellung endet mit dem Wiederaufbau bzw. Neubau von Schulgebäuden in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Eine Weiterführung bis in die heutige Zeit würde aufgrund der Ausdifferenzierung des Schulsystems und der räumlichen Entwicklung der Stadt diesen Rahmen sprengen.
Ein erstes Lokal für die Lateinschule bzw. das
Gymnasium lässt sich spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts in der Hafengasse (heute:
Nördlicher Münsterplatz 20) nachweisen. Ein zeitweiliger Standort in der
Hoheschulgasse liegt aufgrund der Straßenbezeichnung nahe, ist jedoch
archivalisch nicht sicher belegbar. Da die Schule bald zu klein war, wurde 1531
das im Zuge der Reformation von den Mönchen verlassene Barfüßerkloster auf dem
Münsterplatz für das Gymnasium eingerichtet. Der Wunsch, den Münsterplatz
freizulegen und das im Ausbau befindliche Münster in seiner vollen
Monumentalität zur Geltung kommen zu lassen, führte 1875 zum Abbruch der
Barfüßerkirche und 1878/79 zum Abbruch der Klostergebäude, so dass das
Gymnasium nach über 300 Jahren eine neue Bleibe benötigte. Deshalb wurde ab
1873 ein Areal zwischen Schaffner- und Olgastraße, auf dem zuvor seit 1839 das
„Promenadehospital" der Garnison stand, zur Verfügung gestellt. Auf dem
weiträumigen Gelände entstand vorne an der Olgastraße der vom humanistischen
Gymnasium und der Doppelanstalt Realgymnasium-Oberrealschule, dem späteren
Kepler-Gymnasium, gemeinsam benutzte Schulkomplex. Der Einzug in das neue
Schulgebäude erfolgte am 16. Oktober 1878 (M 1). Das rückwärtige Promenadehospital-Gebäude
wurde dagegen erweitert und zur Kepler-Mittel- und Volksschule ausgebaut.
1926 wurde am heutigen Hindenburgring für die
höheren Lehranstalten ein weiterer Schulkomplex, die Blauringschule, errichtet,
in die die sechsklassige Realschule der Doppelanstalt
Realgymnasium-Oberrealschule einzog. Mit der Trennung der Doppelanstalt in
selbständige Institutionen im Jahr 1931 zog die sechsklassige Realschule wieder
in das Schulhaus an der Olgastraße und wurde organisatorisch und räumlich mit
der dort verbliebenen Oberrealschule (seit 1938 unter dem Namen Kepler-Oberschule)
vereint. Das Realgymnasium (seit 1938 unter dem Namen Hans-Schemm-Oberschule)
verließ im Gegenzug das Schulhaus an der Olgastraße und fand in der
Blauringschule eine Bleibe. Beide Schulkomplexe fielen den Luftangriffen von
1944/45 zum Opfer. Humanistisches Gymnasium und Kepler-Oberschule wurden bis
zum Bezug der wiederaufgebauten Gebäude 1956 provisorisch in Baracken auf dem
Charlottenplatz in unmittelbarer Nähe des zerstörten Komplexes und im
ehemaligen Standortlazarett Michelsberg untergebracht. Die Schüler der
Hans-Schemm-Oberschule, die nach dem Kriegsende vorläufig den Namen„Weststadt-Oberschule
für Jungen" führte, erhielten Unterricht in Wirtsstuben in Söflingen. Im
Hochsommer 1946 wurde der Schule Block D im Fort Unterer Kuhberg zugewiesen (M 2).
1953 konnte die 1947 in Schubart-Oberschule umbenannte Anstalt ihr neues
Zuhause am heutigen Standort beziehen.

© Stadtarchiv Ulm
"Schlumberger-Plan" von 1808 mit Einteilung der Ulmer Altstadt in die Stadviertel A-D und die Grabenhäuschen (violett markiert)
Über die Unterbringung der Deutschen Schule (=
Volksschule) ist wenig bekannt. Sie war räumlich auf verschiedene Standorte
verteilt, bis im März 1641 ein vom Ratsherrn Stadtbaumeister Joseph Furttenbach
erbautes Schulhaus „in der Eich" an der Blau in der Lautengasse die
einzelnen Standorte zusammenfasste. Der langgestreckte Bau enthielt im
Erdgeschoss zwei Lehrerwohnungen und darüber zwei Schulstuben. Er behob die
Klagen über die bisherige Unterbringung, durch die die Schüler „am lernen gar
übel gehindert worden", weil sie in den alten Räumlichkeiten „so dämpfig
und heuffig ineinander" saßen, dass „sie nit allein kranck und
unlustig" wurden, sondern auch „diejenige, so schreiben lernen, sich nit
rhüeren noch die feder recht führen" konnten. Das Gebäude war noch bis
1875 für Schulzwecke in Gebrauch und wurde beim Luftangriff 1944 zerstört.
Daneben lassen sich für das 19. Jahrhundert weitere
Schullokale mit im Lauf der Zeit wechselnder Nutzung und Belegung nachweisen. Die
Weinhofschule im ehemaligen reichsstädtischen Steuerhaus in der Sattlergasse 2
beherbergte zeitweise die Realanstalt und später die Knabenvolksschule. Weitere
Volks- und Mittelschulen waren vorübergehend in den Gebäuden A 99 (Mohrengasse
1, evangelische Knabenvolksschule), C 301 (Platzgasse 19 beim Büchsenstadel,
evangelische Knabenvolksschule), D 400 (Steingasse 2, Knabenschule), C 391
(Frauengraben 4, evangelische Knabenvolksschule), B 191 (Wengengasse 33,
katholische Volksschule), A 337 (Taubengasse 6, Mädchenschule), im Gebäude der
Münsterbauhütte (A 179, Münsterplatz 1, Knabenschule) sowie im Gebäude der
ehemaligen Sammlung (D 105, Steingasse 9, private Töchterschule) untergebracht
(M 3, M 4). Die im vorigen jeweils angegebene zeitgenössische Adressierung nach
Stadtviertel (mit den Buchstaben A bis D bezeichnet) und der durchlaufenden
Nummerierung innerhalb eines Stadtviertels wurde 1893 zugunsten einer modernen
Adressierung nach Straße und Hausnummer aufgegeben. In der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts wurden die ersten Schulzweckbauten errichtet: 1876 ein Neubau in
der Steingasse 9 auf dem freien Platz hinter der Sammlung für verschiedene
Mädchenschulen (Mädchenvolksschule, Mädchenmittelschule und Höhere
Mädchenschule) und 1886 in der Sedelhofgasse 10 für die katholische Mädchen-
und Knabenvolksschule. Beide Gebäude wurden 1944 zerstört. Weitere
Schulneubauten waren die 1902 in der Nagelstraße 6 in der Oststadt fertiggestellte
Friedrichsau-Schule (evangelische Mädchen-Volksschule) sowie die 1907 eröffnete,
nach dem Oberbürgermeister Heinrich von Wagner benannte Wagner-Schule, die mit Klassen
der Mädchen- und Knaben-Mittelschule sowie der evangelischen Mädchen- und
Knaben-Volksschule belegt war.
Eigenen Schulunterricht genossen die Kinder des
Waisenhauses, das sich zunächst außerhalb der Stadt in der Nähe des Alten
Friedhofs befand und 1553 in ein neu erbautes Gebäude innerhalb der Stadt (D
319, Zeughausgasse 1) verlegt wurde. Als Nachfolgerin des 1811 aufgelösten
Waisenhauses wurde 1817 beim Spital an der Adlerbastei das nach der
württembergischen Königin Katharina benannte Katharineninstitut gegründet. Die
Kinder erhielten dort Verpflegung, Ausstattung und Schulunterricht und konnten
in der angeschlossenen Industrieschule eine gewerbliche Tätigkeit erlernen.
Im Zweiten Weltkrieg wurden bei den Volksschulen
von 140 Klassenräumen 96 zerstört, das entspricht einem Zerstörungsgrad von
68%. Dementsprechend kümmerte sich die Stadtverwaltung in den Nachkriegsjahren
intensiv um den Schulbau und legte ein Schulbauprogramm auf. Der erste
Schulneubau nach dem Krieg war die 1950 fertiggestellte Friedensschule an der
St. Barbara-Straße. Bis 1953 folgten in kurzen Abständen weitere Schulgebäude
für die Volksschulen wie die Albrecht-Berblinger-Schule, die Jörg-Syrlin-Schule
und die Hans-Multscher-Schule (M 5).
Gewerbliche Schulen wie die Sonntagsgewerbeschule und die gewerbliche Fortbildungsschule, die im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung entstanden, erteilten ihren Unterricht am Sonntag bzw. an Werktagen in den Abendstunden, so dass sie bis zur Einführung der Gewerbeschulpflicht 1906/09 die vorhandenen Schulgebäude der allgemein bildenden Schulen mitbenutzen konnten. Nach Einführung des Tagesunterrichts mietete die Stadt vom Fabrikanten Max Wieland das Gebäude Frauenstraße 77 an. 1924 konnten weitere Räume im ehemaligen Festungslazarett auf dem Michelsberg für Schulzwecke gewonnen werden. Einzelne Klassen waren auch in der Blauringschule untergebracht. Die Handelsschule nutzte zeitweise Räume in der Rothstraße in der Neustadt und im ehemaligen Hospitalkomplex, in dem nach dem Neubau des Krankenhauses auf dem Safranberg Kapazitäten frei geworden waren. Nachdem die Wehrmacht ab 1935 die von der Gewerbeschule genutzten Räume im Festungslazarett für sich beanspruchte, bemühte sich die Stadt um einen Neubau am Blaubeurer Tor. Der Fertigstellung des Baus wurde kriegsbedingt immer wieder verzögert und kam über das Rohbaustadium nicht hinaus (M 6). 1944/45 wurde der Rohbau durch Luftangriffe zerstört. Nach dem Krieg wurde die Pionierkaserne (Basteistr. 46) zu einer Gewerbeschule umgebaut, die Handelsschule erhielt 1953 nach einer provisorischen Unterbringung im Fort Unterer Kuhberg einen Neubau auf dem Kornhausplatz (Friedrich-List-Schule).
Matthias Grotz (Stadtarchiv Ulm)