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Schulgebäude

Vorbemerkung

Einweihung der Handelsschule (Friedrich-List-Schule) auf dem Kornhausplatz, 9. Mai 1953

© Stadtarchiv Ulm

Einweihung der Handelsschule (Friedrich-List-Schule) auf dem Kornhausplatz, 9. Mai 1953

Eine vollständige und lückenlose Auflistung von allen im Lauf der Geschichte in Ulm existierenden Schullokalen kann nicht geleistet werden. Die Schulen waren bis weit in das 19. Jahrhundert hinein meist nicht in Schulzweckbauten, sondern in primär anderen Zwecken dienenden Gebäuden wie Wohn-, Kloster- und Verwaltungsgebäuden untergebracht. Außerdem beherbergte ein Schullokal oftmals nicht nur eine, sondern mehrere Schularten, und die Belegung eines Gebäudes konnte sich in kurzen Zeiträumen ändern. Ein weiteres Problem stellt die heterogene Bezeichnung der Schulgebäude dar, weil ein Gebäude nach dem dort untergebrachten Schultyp oder nach dem Eigennamen des Gebäudes benannt sein konnte. So bezeichnet z. B. die Wagnerschule das 1907 eingeweihte, nach Oberbürgermeister Heinrich von Wagner benannte Schulgebäude. Dieses Gebäude beherbergte indes im Lauf der Zeit unterschiedliche Schultypen: Vor dem Krieg waren es v. a. Volks- und Mittelschulen, heute ist dort das Hans- und Sophie-Scholl-Gymnasium untergebracht, das in der Nachfolge des Mädchengymnasiums steht, welches vor dem Krieg in der so genannten "Sammlungsschule" an der Steingasse untergebracht war.
Die folgende Darstellung endet mit dem Wiederaufbau bzw. Neubau von Schulgebäuden in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Eine Weiterführung bis in die heutige Zeit würde aufgrund der Ausdifferenzierung des Schulsystems und der räumlichen Entwicklung der Stadt diesen Rahmen sprengen.

Ein erstes Lokal für die Lateinschule bzw. das Gymnasium lässt sich spätestens Anfang des 16. Jahrhunderts in der Hafengasse (heute: Nördlicher Münsterplatz 20) nachweisen. Ein zeitweiliger Standort in der Hoheschulgasse liegt aufgrund der Straßenbezeichnung nahe, ist jedoch archivalisch nicht sicher belegbar. Da die Schule bald zu klein war, wurde 1531 das im Zuge der Reformation von den Mönchen verlassene Barfüßerkloster auf dem Münsterplatz für das Gymnasium eingerichtet. Der Wunsch, den Münsterplatz freizulegen und das im Ausbau befindliche Münster in seiner vollen Monumentalität zur Geltung kommen zu lassen, führte 1875 zum Abbruch der Barfüßerkirche und 1878/79 zum Abbruch der Klostergebäude, so dass das Gymnasium nach über 300 Jahren eine neue Bleibe benötigte. Deshalb wurde ab 1873 ein Areal zwischen Schaffner- und Olgastraße, auf dem zuvor seit 1839 das „Promenadehospital" der Garnison stand, zur Verfügung gestellt. Auf dem weiträumigen Gelände entstand vorne an der Olgastraße der vom humanistischen Gymnasium und der Doppelanstalt Realgymnasium-Oberrealschule, dem späteren Kepler-Gymnasium, gemeinsam benutzte Schulkomplex. Der Einzug in das neue Schulgebäude erfolgte am 16. Oktober 1878 (M 1). Das rückwärtige Promenadehospital-Gebäude wurde dagegen erweitert und zur Kepler-Mittel- und Volksschule ausgebaut.
1926 wurde am heutigen Hindenburgring für die höheren Lehranstalten ein weiterer Schulkomplex, die Blauringschule, errichtet, in die die sechsklassige Realschule der Doppelanstalt Realgymnasium-Oberrealschule einzog. Mit der Trennung der Doppelanstalt in selbständige Institutionen im Jahr 1931 zog die sechsklassige Realschule wieder in das Schulhaus an der Olgastraße und wurde organisatorisch und räumlich mit der dort verbliebenen Oberrealschule (seit 1938 unter dem Namen Kepler-Oberschule) vereint. Das Realgymnasium (seit 1938 unter dem Namen Hans-Schemm-Oberschule) verließ im Gegenzug das Schulhaus an der Olgastraße und fand in der Blauringschule eine Bleibe. Beide Schulkomplexe fielen den Luftangriffen von 1944/45 zum Opfer. Humanistisches Gymnasium und Kepler-Oberschule wurden bis zum Bezug der wiederaufgebauten Gebäude 1956 provisorisch in Baracken auf dem Charlottenplatz in unmittelbarer Nähe des zerstörten Komplexes und im ehemaligen Standortlazarett Michelsberg untergebracht. Die Schüler der Hans-Schemm-Oberschule, die nach dem Kriegsende vorläufig den Namen„Weststadt-Oberschule für Jungen" führte, erhielten Unterricht in Wirtsstuben in Söflingen. Im Hochsommer 1946 wurde der Schule Block D im Fort Unterer Kuhberg zugewiesen (M 2). 1953 konnte die 1947 in Schubart-Oberschule umbenannte Anstalt ihr neues Zuhause am heutigen Standort beziehen.

"Schlumberger-Plan" von 1808 mit Einteilung der Ulmer Altstadt in die Stadviertel A-D und die Grabenhäuschen (violett markiert)

© Stadtarchiv Ulm

"Schlumberger-Plan" von 1808 mit Einteilung der Ulmer Altstadt in die Stadviertel A-D und die Grabenhäuschen (violett markiert)

Über die Unterbringung der Deutschen Schule (= Volksschule) ist wenig bekannt. Sie war räumlich auf verschiedene Standorte verteilt, bis im März 1641 ein vom Ratsherrn Stadtbaumeister Joseph Furttenbach erbautes Schulhaus „in der Eich" an der Blau in der Lautengasse die einzelnen Standorte zusammenfasste. Der langgestreckte Bau enthielt im Erdgeschoss zwei Lehrerwohnungen und darüber zwei Schulstuben. Er behob die Klagen über die bisherige Unterbringung, durch die die Schüler „am lernen gar übel gehindert worden", weil sie in den alten Räumlichkeiten „so dämpfig und heuffig ineinander" saßen, dass „sie nit allein kranck und unlustig" wurden, sondern auch „diejenige, so schreiben lernen, sich nit rhüeren noch die feder recht führen" konnten. Das Gebäude war noch bis 1875 für Schulzwecke in Gebrauch und wurde beim Luftangriff 1944 zerstört.
Daneben lassen sich für das 19. Jahrhundert weitere Schullokale mit im Lauf der Zeit wechselnder Nutzung und Belegung nachweisen. Die Weinhofschule im ehemaligen reichsstädtischen Steuerhaus in der Sattlergasse 2 beherbergte zeitweise die Realanstalt und später die Knabenvolksschule. Weitere Volks- und Mittelschulen waren vorübergehend in den Gebäuden A 99 (Mohrengasse 1, evangelische Knabenvolksschule), C 301 (Platzgasse 19 beim Büchsenstadel, evangelische Knabenvolksschule), D 400 (Steingasse 2, Knabenschule), C 391 (Frauengraben 4, evangelische Knabenvolksschule), B 191 (Wengengasse 33, katholische Volksschule), A 337 (Taubengasse 6, Mädchenschule), im Gebäude der Münsterbauhütte (A 179, Münsterplatz 1, Knabenschule) sowie im Gebäude der ehemaligen Sammlung (D 105, Steingasse 9, private Töchterschule) untergebracht (M 3, M 4). Die im vorigen jeweils angegebene zeitgenössische Adressierung nach Stadtviertel (mit den Buchstaben A bis D bezeichnet) und der durchlaufenden Nummerierung innerhalb eines Stadtviertels wurde 1893 zugunsten einer modernen Adressierung nach Straße und Hausnummer aufgegeben. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Schulzweckbauten errichtet: 1876 ein Neubau in der Steingasse 9 auf dem freien Platz hinter der Sammlung für verschiedene Mädchenschulen (Mädchenvolksschule, Mädchenmittelschule und Höhere Mädchenschule) und 1886 in der Sedelhofgasse 10 für die katholische Mädchen- und Knabenvolksschule. Beide Gebäude wurden 1944 zerstört. Weitere Schulneubauten waren die 1902 in der Nagelstraße 6 in der Oststadt fertiggestellte Friedrichsau-Schule (evangelische Mädchen-Volksschule) sowie die 1907 eröffnete, nach dem Oberbürgermeister Heinrich von Wagner benannte Wagner-Schule, die mit Klassen der Mädchen- und Knaben-Mittelschule sowie der evangelischen Mädchen- und Knaben-Volksschule belegt war.
Eigenen Schulunterricht genossen die Kinder des Waisenhauses, das sich zunächst außerhalb der Stadt in der Nähe des Alten Friedhofs befand und 1553 in ein neu erbautes Gebäude innerhalb der Stadt (D 319, Zeughausgasse 1) verlegt wurde. Als Nachfolgerin des 1811 aufgelösten Waisenhauses wurde 1817 beim Spital an der Adlerbastei das nach der württembergischen Königin Katharina benannte Katharineninstitut gegründet. Die Kinder erhielten dort Verpflegung, Ausstattung und Schulunterricht und konnten in der angeschlossenen Industrieschule eine gewerbliche Tätigkeit erlernen.
Im Zweiten Weltkrieg wurden bei den Volksschulen von 140 Klassenräumen 96 zerstört, das entspricht einem Zerstörungsgrad von 68%. Dementsprechend kümmerte sich die Stadtverwaltung in den Nachkriegsjahren intensiv um den Schulbau und legte ein Schulbauprogramm auf. Der erste Schulneubau nach dem Krieg war die 1950 fertiggestellte Friedensschule an der St. Barbara-Straße. Bis 1953 folgten in kurzen Abständen weitere Schulgebäude für die Volksschulen wie die Albrecht-Berblinger-Schule, die Jörg-Syrlin-Schule und die Hans-Multscher-Schule (M 5).

Gewerbliche Schulen wie die Sonntagsgewerbeschule und die gewerbliche Fortbildungsschule, die im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung entstanden, erteilten ihren Unterricht am Sonntag bzw. an Werktagen in den Abendstunden, so dass sie bis zur Einführung der Gewerbeschulpflicht 1906/09 die vorhandenen Schulgebäude der allgemein bildenden Schulen mitbenutzen konnten. Nach Einführung des Tagesunterrichts mietete die Stadt vom Fabrikanten Max Wieland das Gebäude Frauenstraße 77 an. 1924 konnten weitere Räume im ehemaligen Festungslazarett auf dem Michelsberg für Schulzwecke gewonnen werden. Einzelne Klassen waren auch in der Blauringschule untergebracht. Die Handelsschule nutzte zeitweise Räume in der Rothstraße in der Neustadt und im ehemaligen Hospitalkomplex, in dem nach dem Neubau des Krankenhauses auf dem Safranberg Kapazitäten frei geworden waren. Nachdem die Wehrmacht ab 1935 die von der Gewerbeschule genutzten Räume im Festungslazarett für sich beanspruchte, bemühte sich die Stadt um einen Neubau am Blaubeurer Tor. Der Fertigstellung des Baus wurde kriegsbedingt immer wieder verzögert und kam über das Rohbaustadium nicht hinaus (M 6). 1944/45 wurde der Rohbau durch Luftangriffe zerstört. Nach dem Krieg wurde die Pionierkaserne (Basteistr. 46) zu einer Gewerbeschule umgebaut, die Handelsschule erhielt 1953 nach einer provisorischen Unterbringung im Fort Unterer Kuhberg einen Neubau auf dem Kornhausplatz (Friedrich-List-Schule).

Matthias Grotz (Stadtarchiv Ulm)