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Die ersten Kommunal- und Oberbürgermeisterwahlen

Plakat zur OB-Wahl am 21. März 1948

© Stadtarchiv Ulm

Plakat zur OB-Wahl am 21. März 1948

1. Kommunalwahlen 1946 und 1947
Am 26. Mai 1946 fand nach 15 Jahren die erste freie und demokratische Gemeinderatswahl statt. Vom Wahlrecht ausgeschlossen waren neben ehemaligen Nationalsozialisten die zahlreichen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, da sie die Bedingung, seit über einem Jahr in der Stadt zu wohnen, nicht erfüllten. Insgesamt waren 36 Mandate für zwei Jahre zu vergeben. Obwohl 11 Kandidatinnen angetreten waren, gelangte keine einzige Frau an den Ratstisch. Die Wahlbeteiligung war mit 74,8 % für heutige Verhältnisse ungewöhnlich hoch.
Bei der nächsten Gemeinderatswahl am 7. Dezember 1947 erweiterte sich der Kreis der Wahlberechtigten: Zum einen wohnten bereits viele Flüchtlinge und Vertriebene seit einem Jahr in der Stadt, zum anderen konnte ein Teil der 1946 noch aus politischen Gründen nicht zugelassenen Personen an der Wahl teilnehmen: Frühere NSDAP-Mitglieder, die durch Urteil der Spruchkammer als Entlastete, Mitläufer oder Minderbelastete - letztere nur, wenn der Spruchkammerbescheid nichts Gegenteiliges aussagte - eingestuft worden waren, erhielten nun das Wahlrecht. Die eine Hälfte der Gemeinderäte wurde auf sechs Jahre, die andere Hälfte mit geringstem Stimmenanteil nur auf drei Jahre gewählt. Bei der folgenden Wahl am 28.01.1951 galt die bis 1971 gültige Regelung, dass jeweils nur die Hälfte der 36 Mandate im Zyklus von drei Jahren neu gewählt werden sollte.
2. Oberbürgermeisterwahl 1948
Der am 6. Juni 1945 von der US-Militärregierung als Oberbürgermeister eingesetzte Robert Scholl wurde am 21. September 1946 vom Gemeinderat nur äußerst knapp im Amt bestätigt. Bei der ersten Oberbürgermeisterwahl am 21. März 1948 kandidierten der amtierende Oberbürgermeister Scholl, der Stuttgarter Ministerialbeamte Theodor Pfizer und der Direktor im Innenministerium Wilhelm Schöneck. Da im ersten Wahlgang keiner der drei Kandidaten die absolute Mehrheit erreichte, fand am 11. April zwischen Schöneck und Pfizer eine Stichwahl statt, die Pfizer knapp für sich entscheiden konnte. Theodor Pfizer wurde 1954 und 1966 wiedergewählt und trat 1972 von seinem Amt zurück.
 
Matthias Grotz (Stadtarchiv Ulm)