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Entschuttung

Auf Anordnung des amerikanischen Kommandanten vom Mai 1945 hatte vorrangig die Entschuttung von Straßen und Plätzen zu erfolgen, wohl wegen der besseren Kontrollmöglichkeiten und um einen ungehinderten Verkehr für die Besatzer zu ermöglichen.
Der Bedarf dafür wurde auf 500 Arbeitskräfte für 40 Tage, dazu 30 Lastenzüge berechnet. Bei damals 6 Arbeitstagen, der katastrophalen Ernährungslage, standen die notwendigen Kräfte jedoch nicht zur Verfügung. So ging die Entschuttung trotz Einsatzes der Schuljugend von 10-16 Jahren und ehemaliger Parteimitglieder an den Wochenenden nur schleppend voran. Letztere wurde auch schon bald von der Militärregierung untersagt. Ab Oktober 1945 wurden alle Männer zwischen 18 und 55 Jahren nach Stadtbezirken umschichtig an den Samstagen zur Entschuttung herangezogen. Wer nicht erschien, wurde mit Geld- oder Haftstrafe bedroht. Davon ausgenommen waren allerdings eine große Anzahl verschiedenster Berufe, vor allem aus dem Baubereich, aber auch Metzger, Schuhmacher, Ärzte etc. Diese Aktionen dauerten bis zum September 1947, bis die meisten Straßen und Plätze von Schutt frei waren.

Im Sommer 1947 nahm eine Trümmerbahn ihren Betrieb auf, die die Schuttmassen aus der Stadt zu einer Trümmeraufbereitungsanlage, die aus dem Schutt neue Bausteine herstellte, oder zum "Monte Scherbelino" in der Friedrichsau transportierte. Die Währungsreform bewirkte auch auf Grund der damit eintretenden Geldknappheit eine mehrmonatige Unterbrechung der Trümmerbeseitigung. Im August 1948 nahm man die Arbeiten wieder auf, nun aber hauptsächlich per LKW. Bis zum Herbst 1949 blieb aber auch die Trümmerbahn noch in Betrieb.
Die vollständige Enttrümmerung - bis auf wenige Ruinen - konnte jedoch erst 1955 als abgeschlossen gelten.

Matthias Grotz (Stadtarchiv Ulm)