Schule: Aufbau und Neuorientierung

© Stadtarchiv Ulm
Baracken der Kepler-Oberschule am Charlottenplatz 1953
Zu den wichtigsten kulturpolitischen Aufgaben gehörten nach dem Zweiten Weltkrieg Wiederaufbau und Ausbau des Schulwesens. In der Stadt waren am Ende des Krieges alle Schulhäuser bis auf vier am Rande der Altstadt völlig zerstört worden. Als im Herbst 1945 der Unterricht wieder aufgenommen wurde, war man auf höchst mangelhafte Behelfsräume in Gastwirtschaften, Baracken und Kasernen angewiesen. (Vgl. Abschnitt 3-1: Ulmer Kasernen als Notunterkunft und Arbeitsstätten)
Der Wiederaufnahme eines geregelten Unterrichts standen jedoch noch andere Faktoren entgegen, wie fehlende oder politisch belastete Lehrer, Mangel an Lehrmaterialien, Unterernährung der Schüler und eine starke Zunahme der Schülerzahlen durch Flüchtlinge und Vertriebene. Die baldige Wiederaufnahme des Schulbetriebs wurde als sehr wünschenswert angesehen, um einer Verwahrlosung bis zur drohenden Kriminalität, dem Verlust jeder Arbeitshaltung bei den Jugendlichen zu begegnen
Erst im Jahre 1949 konnte der erste Schulneubau - die Friedensschule - begonnen werden. Sie wurde 1950 ihrer Bestimmung übergeben. Für wie bedeutsam aber in der Stadt unter OB Theodor Pfizer der Wiederaufbau des Schulwesens erachtet wurde, wurde bereits 1953 am "Tag der Schule" überdeutlich, als allein an einem Tag sechs Schulhäuser mit 79 Klassenzimmern und 22 Spezialunterrichtsräumen eingeweiht wurden. Wohl war damit die dringende Raumnot im Schulbereich gelindert aber noch keineswegs beseitigt und bedurfte auch weiterhin großer Anstrengungen seitens der Stadt gerade für die höheren Schulen.
Das führte im Herbst 1953 sogar zu einem Schülerstreik an der
Kepler-Oberschule. Schließlich wurde aber 1954 mit dem Neubau begonnen.
Wegen der anhaltend schlechten Ernährungslage der Bevölkerung erhielten die Schüler von Ende 1946 bis Ende 1950 täglich die von dem amerikanischen Präsident Herbert Hoover (1874 - 1964, Präsident 1929 - 1933) ins Leben gerufene sogenannte Hooverspeisung, die auch danach in städtischer Regie als Schulgesundheitsfürsorge eingeschränkt weitergeführt wurde.
Das Thema eignet sich auch zur Zeitzeugenbefragung.
Matthias Grotz (Stadtarchiv Ulm)