Es werden Cookies verwendet, um diese Webseite besser zu machen. Sie werden zur Benutzerführung und Webanalyse eingesetzt. Durch die Nutzung dieser Webseite stimmen Sie der Verwendung dieser Cookies zu. Um mehr hierüber zu erfahren oder der Verwendung dieser Cookies zu widersprechen, lesen Sie bitte im Bereich Datenschutz weiter.
Großer Schwörbrief von 1397 mit der Schwörformel „[ain gemainer man ze sind rychen und armen] uff alliu gelichiu, gemainiu und redlichiu ding, ane alle geverde". Der Oberbürgermeister beendet seinen alljährlichen Rechenschaftsbericht an Schwörmontag vor der versammelten Bürgerschaft mit diesem Eid in heutiger Übersetzung „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein in den gleichen gemeinsamen und redlichen Dingen ohne allen Vorbehalt".
Der vorliegende dritte Teil der Material- und Quellensammlung „Ulmer Geschichte im Netz“ dokumentiert die Entwicklung von Verfassung, Verwaltung und Gesellschaft in Ulm vom Frühmittelalter bis in das 20. Jahrhundert. Dabei wird deutlich, welchen spannenden und durchaus verwickelten Verlauf die Formen der Mitsprache im Lauf der Jahrhunderte genommen haben und welche verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Entscheidungsträger daran beteiligt gewesen sind.
Im Früh- und Hochmittelalter stand Ulm mit seiner königlichen Pfalz und der wachsenden Marktsiedlung mit Kaufleuten und Handwerkern unter straffer königlicher Herrschaft ausgeübt von seinen Beamten. Das Streben nach Eigenständigkeit in der sich herausbildenden Stadtgemeinde führte zur Loslösung von der königlichen Herrschaft und zum Aufbau einer Selbstverwaltung. Der wachsende Anspruch der Zünfte auf politisches Mitspracherecht führte im 14. Jahrhundert zu innerstädtischen Auseinandersetzungen, welche den Zünften die angestrebte Teilhabe an der politischen Macht verschafften. Mitte des 16. Jahrhunderts machte der König seinen Einfluss geltend. Von nun an bis zum Ende der Reichsstadtzeit 1802 wurden die Geschicke der Stadt vom patrizisch dominierten Rat bestimmt.
Mit dem Übergang Ulms an Bayern und 1810 an Württemberg ergab sich ein grundlegender Wandel: Veränderte Formen der Vergesellschaftung und der politischen Mitsprache kennzeichnen neben den wirtschaftlichen und geistigen Umbrüchen den nun beginnenden Weg in die Moderne.
Die vorliegende Sammlung nimmt strukturgeschichtliche Aspekte genauso in den Blick wie ereignisgeschichtliche Verdichtungen, etwa in Form der Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts, deren lokale Ausprägungen beleuchtet werden. Sie bildet Teilaspekte dieser Prozesse vom späten Mittelalter bis zum Ende des Nationalsozialismus ab. Die Quellen werden mit Hilfe eines Infotextes in den inhaltlichen und chronologischen Zusammenhang gestellt. Die Auswahl der Quellen ist vor allem nach dem Kriterium der Unterrichtsverwendbarkeit erfolgt. Doch richtet sich das Projekt nicht nur an Schüler und Lehrer zu unterrichtsdidaktischer Anwendung, sondern dem Medium Internet verpflichtet an einen breiten interessierten Nutzerkreis.