Einleitung

© Stadtarchiv Ulm
Gebäude des humanistischen Gymnasiums, des Realgymnasiums und der Oberrealschule an der Olgastraße um 1880
In einer Zeit
schier unüberblickbarer Vielfalt der Schullandschaft und äußerst schneller
Reformfolgen im Bildungswesen lohnt ein Blick auf die Bildungsgeschichte, um
wenigstens teilweise den Blick für wesentliche Strukturen wiederzugewinnen. Der
hier vorgelegte Überblick beleuchtet – in teils chronologischer, teils
systematischer Anlage – verschiedene Aspekte der Ulmer Schulgeschichte vom
Mittelalter bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Material-
und Textsammlung zeichnet strukturelle Entwicklungen von der Lateinschule über
die Deutschen Schulen bis hin zur beruflichen Bildung und zur Mädchenbildung im
19. Jahrhundert nach. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die teils
umbruchartigen Entwicklungen, denen die Ulmer Schullandschaft im 20.
Jahrhundert von 1933 an durch den Nationalsozialismus und 1945 nach dessen
Überwindung unterworfen war. Schultypen, Schulgebäude und Schulnamen werden als
zeitlich übergreifende Themen behandelt. Zwei exponierte Pädagogenpersönlichkeiten
aus verschiedenen Epochen werden eingehender vorgestellt.
Der Überblick
erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern geht exemplarisch vor. Dass
etwa private reformpädagogische Bildungsanstalten oder Sonderschulen nur am
Rande berücksichtigt werden, stellt keine Wertung von deren Bedeutung dar,
sondern ist der Quellenlage geschuldet.
Jedes
Gemeinwesen diskutiert Bildung stets aufs Neue im Kontext sich wandelnder (z.
B. politischer, wirtschaftlicher, religiöser oder militärischer)
Bedürfnislagen. Aufgrund der vielfältigen und vor allem lange anhaltenden
Wirkungen des Bildungswesens auf Individuen und Gesellschaft zeichnen sich
politische Interessen bei dessen Ausgestaltung besonders deutlich ab.
Gestritten wird um institutionelle Strukturen, übergeordnete Bildungsziele,
pädagogische Ansätze, einzelne Unterrichtsmethoden und vieles mehr. Noch heute
sind Positionen und Diskurse über Bildungsreformen sehr stark mit
grundsätzlichen, bisweilen ideologisch verfestigten gesellschaftspolitischen
Standpunkten verknüpft. Die Beschäftigung mit den vergangenen Entwicklungen,
wie sie die hier vorgelegten Materialien ermöglichen, legt zugleich
konstruktive und fragwürdige Aspekte offen, sei es im Bereich der
Geschlechtergeschichte oder der Geschichte von Minderheiten.
Die
vorgelegte Sammlung möchte zur Beschäftigung mit Pädagogik und Schulgeschichte
im Allgemeinen anregen, liefert aber durch die Materialien zu einzelnen Schulen
auch Impulse für eine projektorientierte Arbeitsweise. Sie bietet damit
zugleich Anlass, aktuelle Entwicklungen und eigene Haltungen kritisch zu
hinterfragen.
Bearbeitende: Matthias Grotz (Stadtarchiv Ulm), Dr. Andreas Kopp (Oberstudienrat i. R.), Dr. Gudrun Litz, (Stadtarchiv Ulm), Thomas Müller (Schubart-Gymnasium), Burckhard Pichon (Oberstudienrat i.R.), Ursula Silberberger (Leitende Oberstudiendirektorin i. R.), Anna Wagner (Kepler-Gymnasium), Dr. Gebhard Weig (Stadtarchiv Ulm, i.R.).