Inventarisierung reichsstädtischer Urkunden im Stadtarchiv Ulm
Das
Stadtarchiv Ulm verfügt über einen Bestand von ca. 10.000 Urkunden (mit
Kopialüberlieferung). Die reichsstädtische Originalüberlieferung (ca. 6.600
Urkunden) setzt mit der Herrscherurkunde Friedrich Barbarossas von 1181 ein und
umfasst die urkundliche Tradition der Reichsstadt Ulm bis 1802 in allen
Bereichen des städtischen Lebens und deren Einrichtungen, ergänzt durch die
Überlieferung bedeutender Ulmer Familien und deren Stiftungen (StadtA Ulm,
Bestand E Familienarchive; 1.439 Urkunden). Weitere ca. 1.150 Urkunden, die
ursprünglich im Stadtarchiv Ulm verwahrt wurden, befinden sich heute im
Hauptstaatsarchiv Stuttgart (H 51: Kaiserselekte) und im Staatsarchiv
Ludwigsburg (B 207: Reichsstadt Ulm).
Der
in Ulm verwahrte Bestand wurde durch eine organisatorische Zusammenführung unterschiedlich
und gesondert entstandener Überlieferungen gebildet. Eine vom übrigen
Schriftgut separierte Verwahrung von Urkunden erfolgte bereits im 16.
Jahrhundert mit der Verbringung der bei der reichsstädtischen Kanzlei
erwachsenen Urkundenüberlieferung in das Archiv des Steueramtes. Die
Kontinuität der archivischen Überlieferung des reichsstädtischen Urkundenbestandes
(StadtA Ulm, A Urk. [Urkundenbestand Reichsstadt]) wurde durch den Verlust der
Reichsunmittelbarkeit 1802 und den damit verbundenen Übergang an Bayern bzw.
1810 an Württemberg unterbrochen. Umfangreiche Bestände kamen in die Bestände
der neuen Landesherren in München bzw. Stuttgart. Nach 1802 wurden die in Ulm
verbliebenen Archivbestände nur unzureichend betreut, was zu einer Vielzahl von
Verlusten, darunter einer Vielzahl von Urkunden, führte. Erst durch die
Sammeltätigkeit von Privatleuten, Vereinen und Institutionen kamen einige dieser
Urkunden wieder an das Stadtarchiv zurück (Urkundensammlung des Vereins für
Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben: A Urk. AV 106 Urk.,
Urkundensammlung Veesenmeyer A Urk. Ve. 737 Urkunden, Urkundensammlug
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg: A Urk. Germ. Nat. 317 Urkunden,
Urkundensammlung König Warthausen: A Urk. Warth. 106 Urkunden).
Bislang
liegen für die Ulmer Urkunden nur eine begrenzte zeitliche oder thematische
Auswahl vor, so etwa für die Jahre 854 bis 1378; vgl. Ulmisches Urkundenbuch, Bd.
1, hg. von Friedrich Pressel, Stuttgart 1873; Bde. 2/1 und
2/2, hg. von Gustav Veesenmeyer und Hugo Bazing,
Ulm 1898-1900 oder für die Urkunden zur Geschichte der Pfarrkirche in Ulm, hg.
von Hugo Bazing, Ulm 1890; Pressel, Friedrich: Nachrichten über das
ulmische Archiv, in: UO N.R. 1 (1869), Anhang S. 1-29; 2 (1870), Anhang S.
19-42; 3 (1871), Anhang S. 41-94.
Projektziel:
Das
Ziel des Projektes ist die archivfachliche Ordnung und Verzeichnung des
Bestandes A Urkunden Reichsstadt, der bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht
(Umfang: 5.200 Urkunden). Der Überlieferungsschwerpunkt liegt im Bereich des
Spätmittelaltes und der Frühen Neuzeit. Die Erschließungsarbeiten umfassen auch
die EDV-Eingabe (AUGIAS 9.1) und die Erstellung von Findbüchern (mit Indices).
Laufzeit
des Projekts: September 2016 – Juni 2019
Bearbeiter:
Dr. Eckhard Schöffler
Das Projekt ist inzwischen weitgehend abgeschlossen. Die digitalisierten und inventarisierten Urkunden können über die Online-Datenbank "Findbuch.Net" des Stadtarchvis eingesehen werden. Da das Stadtarchiv Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Programm Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme (DFG-Verfahren Erschließung und Digitalisierung) erhalten hat, sind die Urkunden zusätzlich auch im Archivportal-D und in der Deutschen Digitalen Bibliothek zu finden.
Die
Ludwigsburger Bestände sind bereits seit längerem im Bestand B 207 online verfügbar. Mit der Digitalisierung und Online-Bereitstellung wurde eine virtuelle
Rekonstruktion der gesamten reichsstädtischen Urkundenüberlieferung als
ältester und wichtigster Überlieferung ermöglicht. Es ist offenkundig, dass
eine Digitalisierung das regionale, nationale und internationale
Forschungsinteresse in hohem Maße unterstützt.